Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ soll 2023 eingestellt werden

Landtagskandidatin Corinna Lange hält diesen Schritt für das falsche Signal in angespannten Zeiten, aber das Programm ändert nichts am Grundproblem.

Kinder im Kindergarten
Bild: Tolmacho auf Pixabay

Im Juli 2022 hat die Bundesfamilienministerin Lisa Pauls (Grüne) über das geplante Ende des sehr erfolgreichen Bundesprogramms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ informiert, welches seit 2016 bestand.

Hintergrund hierfür ist der von der Bundesregierung verabschiedete Entwurf für den Bundeshaushalt 2023, in dem leider kein weiteres Geld für das Sprach-Kita-Programm vorgesehen ist.

Kultusminister Tonne kritisierte bereits das geplante Ende des Programms „Sprach-Kitas“

Der niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne hat diesen Beschluss bereits als „das völlig falsche Signal“ kommentiert. Die Folgen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie machen es noch notwendiger, sozial benachteiligte Kinder sprachlich zu fördern, so Minister Tonne.

Sollte das Programm „Sprach-Kitas“ wirklich wegfallen, betrifft das bei uns in Niedersachsen 700 Fachkraftstellen in den Einrichtungen sowie rund 60 Stellen zur Fachberatung, ein Volumen von ca. 24 Millionen Euro.

Alltagsintegrierte sprachliche Bildung ist fester Bestandteil in den Kitas

Mit diesem Programm fördert das Bundesfamilienministerium alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in den Kitas. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit! Denn alle Kinder sollen von Anfang an von guten Bildungsangeboten profitieren.

Nicht nur in Niedersachsen sind aus dem Programm und den entsprechenden Fördergeldern tolle Dinge entstanden. Personal wurde weitergebildet und extra Stellen wurden geschaffen. Im angespannten Kitaalltag mit immer mehr Herausforderungen vielleicht ein Tropfen auf dem heißen Stein, doch es haben einige Kitas profitiert. Diese Kitas sind aktuell grundsätzlich gut ausgestattet. Denn wird eine Kita in das Programm aufgenommen, wird die Einrichtung durch eine zusätzlich qualifizierte Fachkraft im Bereich sprachliche Bildung verstärkt, die direkt in der Kita tätig ist und bei der Weiterentwicklung der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung berät, begleitet und unterstützt. Außerdem gibt es für die teilnehmenden Kitas eine gemeinsame Fachberatung, die als Ansprechpartnerin die Fachkraft und die Kitaleitung kontinuierlich berät und unterstützt und zusätzlich gibt es alle sechs Wochen Netzwerktreffen für die zusätzlichen Fachkräfte „Sprach-Kitas“ im Verbund. Also ein rundum gutes und wichtiges Programm! Wie gesagt für die Kitas, die profitieren!

Nicht jede Kita ist eine vom Programm geförderte „Sprach-Kita“

ABER! Aber ich kenne auch die Kehrseite der Medaille. Natürlich ist nicht jede Kita im Landkreis Stade eine „Sprach-Kita“ im Rahmen dieses Programms. Nein, es betrifft sogar nur einen Bruchteil der Kitas.

Mit regionalen Sprachförderkonzepten zur alltagsintegrierten Sprachbildung und Sprachförderung in Kitas gibt es zwar weitere gute Ideen zur Sprachförderung in den Einrichtungen. Hier wird z.B pro Kind mit festgestelltem Förderbedarf durchschnittlich eine Stunde pro Woche vom Land refinanziert. Diese Stunde gibt es dann pro Gruppe on top! Aber ehrlicherweise muss ich auch sagen, aus meiner Arbeit in der frühkindlichen Bildung kenne ich auch einige Einrichtungen, die nie Sprachförderstunden vergeben konnten, weil keine Fachkraft Mehrarbeit leisten konnte, wollte oder weil sowieso zu wenig Personal vorhanden war.

Endlich essenzielle Probleme der Kitas lösen

Und da bin ich wieder bei meinem Herzensthema. Bildung! Für mich ist der gesamte frühkindliche Bildungsbereich wichtig und wir müssen endlich die Probleme lösen, die für die Kitas essenziell sind.

  1. Wie bekommen wir die Menschen in die Ausbildung?
  2. Wie bekommen wir die Menschen in die Kitas?
  3. Wie schaffen wir es, die Fachkräfte in den Kitas zu halten?

Nicht mit einem Wegnehmen von Ressourcen, sondern mit einer Aufwertung der sozialen Berufe!

Fachkräfte orientieren sich beruflich um

Mit Unterstützung, Anerkennung und fairen Gehältern! Um diesen wundervollen Beruf endlich wieder attraktiv zu machen! Ich erlebe in meinem Umfeld momentan so viele tolle Kolleg:innen, die sich beruflich neu orientieren, die in den Kitas kündigen. Das besorgt mich zutiefst! Und macht mich traurig! Wir brauchen in den Kitas dringend Entlastungen! Die Pandemie hat wie unter einem Brennglas gezeigt, wie angespannt die Situation in den Kitas ist und diese noch weiter verschärft!

In Zeiten des massiven Fachkräftemangels in den Einrichtungen, der angespannten Situation in den Kitas, immer neuen Herausforderungen und ausgebrannten Fachkräften ist die Beendigung des Programms „Sprach-Kitas“ das völlig falsche Zeichen aus Berlin.

Übrigens: Der Bundeshaushalt wird in den nächsten 3 Monaten im Bundestag diskutiert und im November final verabschiedet. Bis dahin erhoffe ich mir ein Umdenken in Berlin und wenn alle Stricke reißen, eine Weiterfinanzierung über das Land Niedersachsen. Auch wenn es wie gesagt nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist und die grundsätzlichen Probleme in den Kitas nicht löst.