Ein Beitrag von Christian Häckl
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Landrat Kai Seefried hat viel zu tun und kommentiert gern und viel Themen, die nicht unmittelbar in seinem Verantwortungsbereich liegen, u.a. auch das Deutschland-Ticket.
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Das Kreisjugendamt in Stade bekommt im Vergleich dazu in unseren Augen viel zu wenig Aufmerksamkeit und die seit Monaten bekannten Probleme nehmen zu, es fehlt eine Behördenleitung und die Arbeitsbelastung steigt.
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Im Wahlkampf hatte Kai Seefried Kinderschutz und Kinderrechte als „besondere Herzensangelegenheit“ bezeichnet und eine eigens hierfür neu zu schaffende Stabstelle in der Kreisverwaltung angekündigt – diese Stelle gibt es bis heute nicht.
Uns im Ortsverein der SPD Stade hat ein aktuelles Beispiel der Prioritätensetzung des Landrats besonders irritiert. Deshalb drehen wir den Spieß um und kommentieren sein Tun oder vielmehr sein Nicht-Tun, denn es geht um das Stader Jugendamt und damit auch das Wohl der Kinder in Stade.
Worum geht es eigentlich?
Am 10. November 2023 werden folgende Schlagzeilen im Stader Tageblatt veröffentlicht:
- „Deutschland-Ticket: Seefried mischt sich ein – Beschwerden bei Kündigung“ (Quelle: tageblatt.de, Stand: 10.11.2023)
- „Kreis-Jugendamt überlastet – Leitung seit Monaten unbesetzt“ (Quelle: tageblatt.de, Stand: 10.11.2023)

Viel Presse für das Deutschland-Ticket
Die Finanzierung des Deutschland-Tickets für das Jahr 2024 haben Bund und Länder inzwischen geklärt. Die Menschen im Landkreis Stade können ein Lied vom Tarifdschungel singen, noch immer gibt es ein Dickicht an Tarifen des Regionalverkehrs für Reisende ohne Deutschland-Ticket in Richtung Cuxhaven, Rotenburg-Wümme, Zeven, Hamburg oder Schleswig-Holstein.
Folgerichtig zeigt sich Landrat Kai Seefried als Fan des Deutschland-Tickets, welches unbedingt erhalten bleiben muss. Sein unmittelbarer Verantwortungsbereich ist es dann aber doch nicht.
Kreisjugendamt: Ein blinder Fleck des Landrats?
Ganz anders das Kreisjugendamt: Seit Monaten ist die Behörde ohne Leitung, die Belegschaft leidet unter massiv zunehmender Arbeitsbelastung bis hin zu einer Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Kreisjugendamt liegt im Verantwortungsbereich von Landrat Kai Seefried und wir sind – milde gesagt – irritiert hierzu nicht vergleichbar viel Aktivität wahrzunehmen.
Dabei ist es wichtiger denn je die Arbeit des Jugendamtes zu stärken: Nach Corona benötigen noch immer viele Kinder und Jugendliche Unterstützung, die besonders unter der sozialen Isolation gelitten haben. Hinzu kommen die zusätzlichen Aufgaben durch die steigende Zahl minderjähriger Flüchtlinge und die zunehmenden Inobhutnahmen aufgrund von Kindeswohlgefährdungen.
Besonders verwundert sind wir, weil das Thema Kinderschutz und Kinderrechte während des Landrats-Wahlkampfes 2021 von Kai Seefried selbst als besondere Herzensangelegenheit genannt wurde, bei verschiedenen Wahlkampfauftritten und in Interviews:
„Für mich spielen die Themen Bildung und Kinderrechte eine große Rolle. (…) Besonders am Herzen liegen mir die Kinderrechte und der Kinderschutz. Ich möchte hierzu eine Stabsstelle Kinderrechte einrichten. Wir wären damit vermutlich der erste Landkreis in Deutschland, der dieses Thema so angeht.“
Kai Seefried im Interview mit Kreiszeitung-Wochenblatt, 7. August 2021
Kinderrechte, nur ein leeres Wahlversprechen?
Vor dem Hintergrund stellt sich für uns ganz klar die Frage, wann Landrat Kai Seefried die Besetzung des Jugendamtes zur Chefsache macht und die Leitungsposition besetzt wird? Und wann kommt Stabstelle für Kinderschutz und Kinderrechte, wie im Wahlkampf angekündigt?
Das es anders gehen kann, zeigt das Thema Wolf im Landkreis Stade. Seit Ende August 2023 gab es allein sechs (!) Pressemeldungen des Landrats zum Thema Wolf, u.a. „Landrat Seefried fordert schnelle Entscheidung“, „Landrat hält am Ziel eines Abschusses fest“ und „Nach Wolfsrissen: Landrat Seefried besucht Mahnfeuer“.
Die letzte Pressemeldung zum Thema Jugendamt ist vom April 2022 und betrifft die Eröffnung des neuen Jugendamtes: „Landrat Seefried: Neubau für 160 Beschäftigte des Landkreises ist zukunftsweisend – Jugendamt jetzt zentral“ (zu finden über die Suche der Website des Landkreis Stade). Mit Kinderrechten und Kinderschutz hat das nicht unmittelbar zu tun – und wurde auch noch von Seefrieds Vorgänger Michael Roesberg geplant.
Das geht doch besser, Herr Seefried!